Die Projektlogistiker aus dem Umfeld der BHV-Bremische Hafen- und Logistikvertretung blicken zurückhaltend auf das laufende Jahr: Nur noch knapp ein Drittel rechnet für 2024 mit steigenden Mengen. Ebenso viele erwarten eine Stagnation, 40 Prozent sogar Rückgänge. Das geht aus der aktuellen Umfrage für den „BHV-Projektlogistik-Monitor 2024“ hervor, die der Wirtschafts- und Interessenverband kürzlich durchgeführt hat.
Der gedämpfte Ausblick auf 2024 folgt allerdings einem äußerst erfolgreichen Vorjahr: Rund die Hälfte der Befragten berichtet, dass ihr Ladungsaufkommen 2023 gegenüber 2022 gestiegen ist. Bei jeweils 25 Prozent stagnierte das Aufkommen oder ging zurück. Die überwiegende Zahl der Teilnehmer (45 Prozent) erwartet zudem, dass die Frachtraten, und damit einhergehend auch die gesamten Logistikkosten, 2024 weiter steigen werden. Fast die gleiche Anzahl geht von einer Stagnation (43 Prozent) aus, nur zwölf Prozent rechnet mit sinkenden Kosten.
Kostendruck und Fachkräftemangel – Mitarbeiterzahlen steigen trotzdem
So wird denn auch der Kostendruck innerhalb der gesamten Kette in der Projektlogistik als bedeutendste aktuelle Herausforderung genannt, gleich gefolgt vom Fachkräftemangel. Trotz der verhaltenen Geschäftserwartung wollen die Unternehmen in ihre Belegschaft investieren: 42 Prozent planen 2024 mit steigenden Mitarbeiterzahlen, knapp die Hälfte (48 Prozent) will die Zahl der Beschäftigten konstant halten, nur zehn Prozent kalkuliert mit weniger Arbeitsplätzen. Für die Mitarbeitergewinnung haben die Befragten eine Reihe von Maßnahmen ergriffen: 70 Prozent setzen auf eigene Initiativen zur Qualifizierung, Weiterbildung und Umschulung. Auch die Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen wird als Instrument gegen den Fachkräftemangel gesehen. Weitere wichtige Indikatoren: Mittlerweile konnte nur noch die Hälfte der Befragten im vergangenen Jahr alle Ausbildungsplätze besetzen. 82 Prozent der Betriebe leiden im kaufmännischen Bereich an einem Mangel an qualifizierten Bewerbern, im gewerblichen Bereich sind es immerhin noch knapp 40 Prozent.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für junge Bewerber wichtig
Besonders interessant: Für die „junge Generation“, also Studenten und Auszubildende, steht bei der Wahl ihres zukünftigen Arbeitsplatzes die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit 87 Prozent ganz oben, gleich gefolgt von einer fairen Vergütung (84 Prozent) und Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen (70 Prozent).
Bei der Werbung um Nachwuchs- und Fachkräfte über die Social-Media-Kanäle spielt LinkedIn mit großem Abstand (83 Prozent) die wichtigste Rolle, gefolgt von Instagram (47 Prozent), Facebook (33 Prozent) und Xing (30 Prozent).
Knackpunkt Kostenübernahme bei nachhaltigen Lösungen
Ein weiterer Schwerpunkt bei der Abfrage des Stimmungsbildes ist das Thema Nachhaltigkeit: Auf die Frage: „Wer trägt die höchste Verantwortung, die Projektlogistik nachhaltiger zu machen?“ wollen die Teilnehmer alle Beteiligten annähernd gleich in die Verantwortung nehmen: Zwar sehen sie zuallererst die Verlader mit 30 Prozent in der Pflicht, die Unterschiede zu allen anderen (Endkunden, Logistikdienstleister und die Politik) betragen jedoch nur maximal rund zehn Prozentpunkte. Skepsis herrscht bei den Befragten beim Punkt der Kostenübernahme für nachhaltigere Transport- und Verpackungslösungen vor: Auf die Frage, ob Verlader und/oder Endkunden im Projekt- und Breakbulk-Geschäft bereit sind, dafür höhere Logistikkosten zu akzeptieren, äußert sich die Mehrheit negativ.
Wandel zum automatisierten, digitalen Geschäft nicht in Sicht
Unverändert steht das „persönliche“ Geschäft in der Projektlogistik über allem, gleich gefolgt von innovativen Logistikkonzepten. Einen Wandel zum automatisierten, digitalen Geschäft sehen die Befragten weiterhin eher nicht. Sie sind nach wie vor nicht davon überzeugt, dass sie im Projektlogistikgeschäft neue Kunden oder Projekte durch eigene, digitale Prozesse gewinnen können. An der anonym durchgeführten Umfrage zum Stimmungsbild beteiligten sich rund 60 Dienstleister und Verlader aus der Branche.